Vor ein paar Tagen wurde ich gefragt, ob ich Coaching anbiete. Nein. Ich begleite Menschen nur ein Stück auf ihrem Weg. Ich lausche dem Klang ihrer Seele und schaue mir ihr Wesen an ohne mich von der darüber liegenden Persönlichkeit beeindrucken zu lassen.
Und dann? Dann schaffen es manche Menschen, die zuvor einen Rat wollten, selbst von Persönlichkeit zu Präsenz umzuschalten und die Dinge, die schwierig oder unklar erschienen, finden ihren Platz und werden klar. Meist halte ich es für unnötig, den Menschen, die mit Fragen oder „Problemen“ zu mir kommen, etwas anderes als ungeteilte Präsenz anzubieten.
Natürlich habe ich auch therapeutisches Handwerkszeug. Das habe ich gelernt. Aber ich wende es nicht mehr an. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass therapeutisches Engagement für Veränderung den Menschen vermitteln kann: „Du bist nicht in Ordnung, so wie du bist.“ Oder „ich weiß es besser als du!“
Das einzige, was ich wirklich weiß, ist: Jeder Mensch will gehört und gesehen werden. Und je klarer er gesehen wird, umso klarer kann er sich selbst sehen. Wir wissen, wie gut es jedem Kind tut, wirklich gesehen zu werden. Wir alle brauchen das, um unsere Seelenqualitäten entwickeln zu können. Ein Mensch, der nie liebevoll angeschaut und klar gespiegelt wurde, hat es schwer, sich selbst zu erkennen. Das ist, als würde er in den Spiegel schauen und nichts sehen. Er muß erst noch lernen, durch die Oberfläche seiner Persönlichkeit hindurchzuschauen und sich selbst zu erkennen. Die Crux ist: Ich kann nur erfassen, was ich auch annehmen kann.
Nun, was biete ich den Menschen? Eine klare, geschulte, unbestechliche Präsenz. Man kann durch viel Übung und Erfahrung eine gewisse Exzellenz darin entwickeln. Und ich glaube, die habe ich. Nein, das hat nichts mit Angeberei zu tun, sondern mit Klarheit. Meine Exzellenz zeichnet sich dadurch aus, dass rund um mich ein gesunder, evolutionärer Impuls ausstrahlt, der sich positiv darauf auswirkt, dass Menschen ihr Leben bejahen. Denn wenn Menschen sich gesehen fühlen, sagen sie „Ja“ zum Leben. „Ja, das möchte ich. Ja, da möchte ich mich weiterentwickeln.“
Das hat wie gesagt nichts mit Coaching zu tun, sondern eher mit Mystik. Oder aus wissenschaftlicher Sicht: Die Beobachtung verändert das Beobachtete.
Ich hab da so ein Bild, als ob ich zunächst mal ein nackter Spiegel für die hohe Intelligenz bin, die mir entgegenkommt. Ohne da etwas draufzulegen, ohne das zu funktionalisieren, zu instrumentalisieren, ohne eine Richtung geben zu wollen. Und diese pure Spiegelung ist genau das hundertprozentige Ja, was dem anderen die Chance gibt, weiter zu gehen, und mehr und mehr sich selbst zu sein. Was das bedeutet, kann jeder nur in sich selbst finden.
Was kann ich also einem Menschen versprechen, der mich um Hilfe bittet? Ich kann ihm sagen, dass er einiges dafür tun kann, die von ihm selbst aufgebauten Widerstände zu erkennen und wieder abzubauen. Ich kann insofern versprechen, dass das Leben einfacher und natürlicher wird, aber nicht unbedingt, dass man länger lebt. Aber wir haben Einfluß darauf, wie wir leben, wenn wir denn leben. Ich kann den Menschen, mit denen ich arbeite, versprechen, dass die Dinge so ausgehen, wie sie ausgehen werden. Das klingt banal und doch ist eine tiefe Weisheit darin. Und wenn wir uns nicht anmaßen zu wissen, wie das sein soll, sondern akzeptieren, es wird, wie es wird, und das tun, was für Menschen machbar ist, dann stehen wir wieder auf einem soliden Fundament.
Ich kann den Menschen versprechen, dass es denen, die auf ihre Seele hören, besser geht. Und ich kann ihnen versprechen, dass sie sterben werden. Und vielleicht macht sie das schneller wach. Und vielleicht nehmen sie dann ein bißchen Einfluß darauf, wie sie bis dahin leben und wie sie dann sterben, denn wenn man schon mal ein paar Sterbende begleitet hat, weiß man, dass es viele verschiedene Arten des Sterbens gibt. Manche Menschen sterben auf eine sehr schöne Weise.
Wichtig ist, dass wir in Einklang kommen mit dem, was ist – ob im Leben oder im Tod. Das ist Präsenz. Freiheit. Erlösung. Liebe. Heilung. Frieden.
Tom
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