ich wünsche mir….

Es ist sinnlos, sich zu wünschen, dass andere Menschen anders wären als sie sind, damit sie unseren Ansprüchen genügen. Das führt nur zu Druck und Widerstand auf beiden Seiten, letztendlich Krieg.

Und dennoch, jenseits jeglichen Anspruchsdenkens, aus dem Frieden der Seele heraus, wünsche ich mir etwas für andere und für mich, also für die Menschheit:

Ich wünsche mir, dass die Menschen einfacher werden, unschuldiger und leidenschaftlicher. Dass sie wütender werden statt abgestumpfter. Dass sie echter werden und deswegen vermutlich glücklicher.

Sie könnten so viel daraus machen, aus sich und überhaupt aus allem, wenn sie diese Weite im Geist zuließen, das Licht im Leben. Eine tiefe, in ihnen waltende Freundlichkeit wäre die Folge, als ihre eigentliche Religion.

Ich wünsche mir im Ozean des Lebens ungestüm schwimmende und singende Menschen, die so tief in ihr Inneres zu reisen bereit sind, dass sie sehen: Niemand da draußen, an keiner Grenze der Berge und der Welt ist fremder im Hiesigen als sie selbst.

Ich wünsche mir einsamkeitsbereite Menschen, Seefahrer durch die eigenen Abgründe , damit sie erkennen, dass das Fremde nur eine ausgelagerte Dunkelheit ist, Angst, sich selbst durchleuchten zu lassen, Angst vor dem Licht.

Ich wünsche mir ewigkeitsbereite Menschen, solche, die sich nicht vor den Moden und Zynismen ihrer Zeit beugen, sondern nach dem Anderen, dem ewig Beständigen suchen und an das glauben, was sie lebendig erhält.

Ich wünsche mir verletzbare Menschen, die bereit sind, alle Theorien, die man ihnen über das Leben beigebracht hat, aufs Spiel zu setzen, um sich immer wieder vom wahren Leben überwältigen zu lassen, um wieder neu und überhaupt denken und sein zu können – ohne Strategien und Ziele.

Ich wünsche mir seltsame Menschen, die in keine Schablone passen, die barfüßig gehen, wenn alle anderen Schuhe tragen und vor den Scherben in den städtischen Straßen warnen. Ich wünsche mir Menschen, die keine Angst vor den Scherben ihres Lebens haben, sie einsammeln und Mosaikfenster daraus machen, um die lichtdurchflutete Kathedrale ihre Seele zu schmücken.

Ich wünsche mir freie Menschen, die nicht das Produkt ihrer Zeit und des sie umgebenden Kapitals sind, sondern Schöpfer und Gestalter ihrer Welt.

Ich wünsche mir sanfte Menschen, die nicht verlernt haben, wütend zu sein, wenn das Falsche, das Grobe, das Gemeine ihnen begegnet. Ich wünsche mir lächelnde Menschen und andere, die ihr Lächeln nicht als Gefahr erleben, sondern als Einladung zur gemeinsamen Freude.

Und ich wünsche mir auch Menschen, die um ihre Sterblichkeit wissen und darum nicht alles aufschieben bis nach dem Tod. Menschen, die sich dem Leben schenken, weil dieses Leben so verdammt kurz und kostbar ist.

Ich wünsche mir Menschen, die verstehen, dass sie selbst ständig magische Segensmomente initiieren, indem sie auf etwas oder jemand ihre Hand legen und so hoffen und wünschen, etwas Gutes zu tun oder auch nur einen winzigen Beitrag zur Unterstützung eines anderen Wesens oder einer anderen Wirklichkeitsform zu leisten.

Ich wünsche mir Menschen, die allein durch ihre Liebe alles schon ein wenig verwandeln und ins Offene verschieben. Auch Gott. Ja, ich wünsche mir Menschen, die vor nichts Halt machen und niemals aufhören zu lieben, auch wenn es schmerzt, dann erst recht.

Ich wünsche mir, dass ich selbst eines Tages all das leben kann, was ich mir von anderen Menschen wünsche. Ich wünsche mir Menschen, die mich in diesen Wünschen unterstützen. Und ich wünsche mir Menschen, die ich unterstützen kann, wenn sie solche Wünsche bereits entwickelt haben, solche und andere, von deren Wunschvolumen und Mächtigkeit ich noch gar nichts weiß.

Ich wünsche mir sonst eigentlich nichts, nur dass ich mir in diesem Leben keine falschen Augen einreden lasse, die wegschauen, wenn es unbequem wird. Nein, ich wünsche mir offene Augen, die dranbleiben und tiefer schauen und so in allem das Gesunde erkennen.

Aber vor allem wünsche ich mir Menschen, die sich keinem einzigen fremden Wunsch aus Angst vor Ablehnung ergeben, höchstens aus der Freiwilligkeit heraus, aus der Freude, aus der Freundschaft.

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